Lehrplan der Fachrichtung: ÖSQM Ökosoziales Qualitätsmanagement

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Lehrplan der Fachrichtung:

Ökosoziales Qualitätsmanagement

 

mit den Seminaren:

 

Psychologie und Philosophie

 

Biologie

 

 

 

Ökosoziales Qualitätsmanagement

 

„Jeder angehende Akademiker sollte – egal welcher Studienrichtung – in seiner Ausbildung etwas über nachhaltige Entwicklung und über globale Zusammenhänge und Problematiken gehört haben.“ (Club of Rome, Jahrestagung 1999 zum Thema „Globalisierung – Regierungsführung – Nachhaltige Entwicklung“)

Die ökologische, soziale und wertorientierte Marktwirtschaft und ein verantwortungsvolles, innovatives und ökologisch orientiertes Qualitätsmanagement sind der Schlüssel für die mittel- und langfristige Sicherung der Unternehmen und deren Gewinne.

Nachhaltiges Wirtschaften und ein innovatives ökologisch orientiertes Qualitätsmanagement ist das Gebot der Stunde und der Zukunft und für eine mittel- und langfristige Sicherung der Unternehmen und dessen Gewinne unerlässlich. Kein Unternehmen kann sich dieser gesellschaftlichen Verpflichtung auf Dauer entziehen.

Um „...die bestehende Innovationslethargie...“ (Claude Fussler; Die ÖKO Innovation) zu überwinden, muss auf Basis der positiven Aspekte der aktuellen Qualitätsmanagementsysteme und -standards (EMAS, ISO 14000; LCA, Ökokompass) der Weg zu einem höherwertigen ökologischen Innovationsmanagement beschritten werden.  

Ökologisches, soziales und wertorientiertes Qualitätsmanagement, und damit nachhaltiges Wirtschaften, ist eine intellektuell anspruchsvolle Aufgabe und eine große Chance für – vor allem junge - Menschen, die imstande sind (gelernt haben) auch komplex vernetzte Zusammenhänge zu verstehen, global und ganzheitlich zu denken.

Das Wirtschaften ohne Rücksicht auf Naturgesetze und Umweltaspekte erwies sich als Sackgasse mit schwer abschätzbarem Umweltrisiko (z.B. Klimadiskussion). Daraus ergibt sich die Forderung, dass Kreislaufprozesse der Natur als Ideenlieferant für zukünftige Entwicklungen in der Wirtschaft vorrangig Berücksichtigung finden.

Diese Überlegungen sind die Grundlage der Fachrichtung Ökosoziales Qualitätsmanagement FÖSQM mit Vertiefung des Wissens in den Bereichen Biologie, Psychologie und Philosophie.

Didaktische Grundsätze:

Um die notwendige Vernetzung insbesondere des naturwissenschaftlichen (v.a. Biologie, Physik und Chemie), allgemeinbildenden (v.a. Philosophie, Psychologie, Soziologie), betriebswirtschaftlichen (Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, BWÜP und Wirtschaftsinformatik), rechtskundlichen (Bürgerkunde und Rechtslehre, Politische Bildung) und volkswirtschaftlichen Unterrichts mit dem betriebswirtschaftlichen Ausbildungsschwerpunkt zu gewährleisten, sind koordinierte Lehrstoffverteilungspläne zu erstellen, deren Umsetzung laufend abzustimmen ist.

Basierend auf den positiven Aspekten der aktuellen Qualitätsmanagementsysteme und Qualitätsstandards (EMAS, ISO 14000; LCA, Ökokompass) soll durch die Vermittlung und praxisorientierte Betrachtung neuester Entwicklungen im technischen, wirtschaftlichen und wirtschafts-, sozial- und gesellschaftspolitischen Bereich der Weg zu einem höherwertigen, ökologischen, sozialen, wertorientierten und innovativen Qualitätsmanagement aufgezeigt werden.  

Dies erfordert eine regelmäßige Anpassung des Lehrplanes an die aktuellen gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Erfordernisse.

 

Fallstudien, Planspiele und projektorientierte Unterrichtsformen sowie der Kontakt zu Fachleuten aus Wirtschaft und Wissenschaft sollen einen praxisnahen Unterricht ermöglichen.

Bildungs- und Lehraufgabe:

Die Schülerinnen und Schüler sollen:

  • §  ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse durch Fallbeispiele vertiefen
  • §  ihreFähigkeiten aus den naturwissenschaftlichen, allgemeinbildenden, rechtskundlichen und volkswirtschaftlichen Unterrichtsfächern bei der Lösung von betriebswirtschaftlichen Aufgaben einsetzen können
  • §  komplexe ökologische, soziale und ökonomische Systeme als solche erkennen und verantwortlich danach handeln können
    Ziele und Entscheidungen im Rahmen eines ökologischen Innovationsmanagements auf Basis der aktuellen Qualitätsmanagementsysteme und -standards (EMAS, ISO 14000; ISO 9000) und neuester Entwicklungen im technischen, wirtschaftlichen und wirtschafts-, sozial- und gesellschaftspolitischen Bereich betriebswirtschaftlich argumentieren können
    in ihrem späteren Arbeitsfeld fachkundig dazu beitragen können, zu einem Ausgleich von Ökonomie und Ökologie zu gelangen (Ökologisierung des Wirtschaftens)

 

Lehrstoff

IV. Jahrgang (1. und 2. Semester - 3 Wochenstunden):

1.  Die Klimaveränderung und ihre Auswirkungen in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Ökosoziales Qualitätsmanagement als Instrument zur Erreichung der Ziele des Kyoto-Protokolls (CO2-Zertifikate, Tobin-Tax, Terra-Abgabe…..)

1.1. Mythos „verantwortungsvolle Energiepolitik“ - Der sinnlose Kampf ums Öl
Klimaschutz - (k)ein Nachruf; Biomasse – Haufenweise Energie; betriebliche, nationale und globale Energiepolitik – eine kritische ökonomische und ökologische Betrachtung

2.  Die kritische, geschichtliche Betrachtung der Kondratieff-Zyklen und deren mögliche zukünftige Ausrichtung als Grundlage für Innovationen (zB Ökoinnovationen)

2.1. Mythos „verantwortungsvolle Großkonzerne“ – Ökoinnovation statt Stillstand
Auch gute Ideen brauchen Marketing - betriebswirtschaftlich erfolgreiche Ökoinnovationen im Haushalt, in Unternehmen und in der Politik; Faktor 10, ökologischer Rucksack – wie viel Umwelt braucht der Mensch?; Ökokompass kontra internationale Qualitätsstandards; Ökobilanz

3.  Ökosoziales Qualitätsmanagement und Innovationsmanagement als Werkzeug im Bereich Mobilität, Bauen und Wohnen

3.1. Mythos „Auto“ – oder „Der rasende Stillstand“
Mobilität gestern, heute und morgen; Einfach mehr Straßen, oder? - Wachstum erfordert neue Verkehrsstrukturen; ob BMW oder Mercedes, alle bauen Autos mit Brennstoffzelle; Ökobilanz verschiedener Verkehrssysteme

3.2. Pfiffige Architektur – Klug baut, wer ökologisch baut
Ein spannender Streifzug durch die Vorarlberger Bauszene; ist Heizen bald passé?
Ökologische Wohnbauförderung in Vorarlberg.

4.  Innovationsmanagement durch Ökosozial orientierte Qualitätsmanagementsysteme

4.1. Öko-Profit - ISO 14000 - EMAS

4.2. UZSB

4.3. Ökobilanz (LCA)

4.4. ÖKO – Kompass

4.4.1.   Einführung in die Grundlagen der ÖKO - Kompasstechnik anhand aktueller praktischer Beispiele; Erweiterung der Dienstleistung; Recycling; Energieintensität; Materialintensität; potentielle Gesundheits- und Umweltrisiken; Schonung der Ressourcen

 

Teilbereich Projektmanagement/Projektarbeit

(in Abstimmung mit dem Fach Projektmanagement; vgl. Ziffer 21)

 

Zielsetzungen und Stellenwert von Projektmanagement in Betrieben.

Instrumente der Projektplanung und des Projektmanagements.

Anwendung der Instrumente mittels Standard- und Projektplanungssoftware.

 

Projektarbeit mit facheinschlägigem oder fachübergreifendem Thema mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt, wobei dieses unabhängig vom Bildungsinhalt des Ausbildungsschwerpunktes festgelegt werden kann: Zielsetzung, Planung, Organisation, Durchführung, Dokumentation (Fertigstellung der Projektarbeit im V. Jahrgang).

 

V. Jahrgang (1. und 2. Semester – 4 Wochenstunden):

 

5.  Gesellschaftliche und soziale Verantwortung der Wirtschaft

5.1. Analyse der aktuellen Umwelt -, Sozial- und Wirtschaftspolitik

5.2. Mythos „von der freie Marktwirtschaft“ – Die Schatten der Globalisierung
Ist Globalisierung ethisch? Oder ist sie per se unethisch?; Allheilmittel Kapitalismus?; Welthandelsorganisation WTO (GATS, MAI, TRIPS), Internationaler Währungsfond IWF, Weltbank – eine ganzheitliche Betrachtung; Jean Ziegler: „Die neuen Herrscher dieser Welt“; die Privatisierungsfalle

5.3. Mythos „vom Wohlstand für alle“ - Was bringt uns die Zukunft?
Von selbst wird die Welt nicht besser – Visionen mit Bodenhaftung; Profit mit Wert - nachhaltiges Wirtschaften als Erfolgsfaktor; von der Informationstechnologie zur Information als wichtigster Wirtschaftsfaktor der Zukunft; mit falschen Zahlen rechnen – das Bruttosozialprodukt; sparen, aber richtig – die wahren Kosten unserer Gesellschaft; zukunftssichere Investitionen

5.4. Eine gerechte Welt – die ökologische, soziale und wertorientierte Marktwirtschaft
Wachstum schlägt Ethik; Eine gerechte globale Verteilung des Wohlstandes heißt: Vierfacher Wohlstand im reichen Norden und 34-facher Wohlstand im armen Süden in den kommenden fünf Jahrzehnten! – Unmöglich? Doch, es ist möglich!; Radermacher „Balance oder Zerstörung“ - der Equity – Faktor, das Maß aller Dinge; der „globale Marshall – Plan“

6.  Neue Arbeit, Wirtschaft und Lebensform nach, ,.

6.1. Neue Arbeit z.B. nach Fritjof Bergmann

6.2. Gemeinwohlökonomie z.B. nach Christian Felber

6.3. Grundeinkommen für Alle z.B. nach Götz Werner

6.4. Die neue/moderne Sklaverei – Schneller, billiger, flexibler, rechtlos, würdelos - wertlos?
Textilarbeiter/innen in Südostasien; vergiftet! – Arbeiter/innen auf den Plantagen der globalen Lebensmittelkonzerne; geschlagen, vergewaltigt, eingesperrt – illegale „Haushaltshilfen“ aus Entwicklungsländern in europäischen Haushalten;

7.  Mythos „gesunde Lebensmittel“ – Besser Fastfood als Junkfood

7.1. Gesund und reich mit Bio – Ja! Natürlich; eine kritische ökonomische, soziale und ökologische Analyse der nationalen und globalen Lebensmittelproduktion und Agrarpolitik

7.2. Bewusst und gut essen: Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse

Teilbereich Projektmanagement/Projektarbeit

(in Abstimmung mit dem Fach Projektmanagement; vgl. Ziffer 21)

 

Fortsetzung der im IV. Jahrgang begonnen Projektarbeit: Durchführung, Dokumentation, Präsentation

 

BIOLOGIE

 

Didaktische Grundsätze:

Erkennen der Bedeutung biologisch-ökologischer Zusammenhänge und derer Anwendungsmöglichkeiten in Technik, Alltag und Medizin. Erreicht wird dieses Ziel durch Experimentieren in Kleingruppen, wobei typische biologische Arbeitsmethoden zur Anwendung kommen.

Eine positive Einstellung zur Natur als Lebensraum, Erholungsraum, Ideenlieferant und Rohstoffquelle.

Erlernen der Fähigkeit zu eigenständigem Wissenserwerb aus Literatur und im Zusammenhang mit neuen Medien.

Exkursionen zu einschlägigen Fachinstituten vertiefen das Wissen zu den einzelnen Themengebieten und demonstrieren die Bedeutung der Arbeitsmethoden in der Praxis

Lehrstoff

 

III. Jahrgang (1.und 2. Semester – 2 Wochenstunden):

 

Mikrobiologie: Bedeutung der Mikroorganismen für Naturhaushalt (Stoffkreisläufe), Landwirtschaft (Gründüngung) u. Technik (Abwasserreinigung, Biogasanlagen).

 

Lebensmittelversorgung: Produktionsmethoden, Biotechnologie; biologische Landwirtschaft kontra industrielle Landwirtschaft; gentechnisch veränderte Nahrungsmittel – Bioethik; Functional food – gesund durch Essen? Was steckt hinter den E – Nummern? Ernährungsbedingte Krankheiten; Lebensmittelrecht.

 

Nachwachsende Rohstoffe: Energieträger; Bau- und Dämmstoffe; Ausgangsmaterial für weitere technische Aufarbeitung wie z.B. Textilien, Öle, Fette, Farbstoffe, Heilmittel…….

 


PSYCHOLOGIE UND PHILOSOPHIE

 

Didaktische Grundsätze:

 

Im Psychologieunterricht sollen die Schülerinnen und Schüler Einblick in das Erleben und Verhalten des Menschen gewinnen sowie Impulse zur Selbstreflexion und zu einem besseren Verständnis des Mitmenschen erhalten.

 

Im Philosophieunterricht soll die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, der Wahrheitsfrage, den Werten, mit der Sinnfrage sowie der Legitimation von gesellschaftlichen Ordnungen die Schülerinnen und Schüler auffordern, sich auf das Philosophieren als Prozess einzulassen.

 

Bildungs- und Lehraufgabe:

 

Die Schülerinnen und Schüler sollen

  • §   in ihrer Entwicklung zu selbstständigen, dialog- und konfliktfähigen Menschen begleitet und gefördert werden
  • §   die Notwendigkeit von Kooperation, sozialer Sensibilität und Verantwortung als Grundlage für die Demokratie erkennen und danach handeln
  • §   aus der Vielfalt von Inhalten relevante Informationen durch Kenntnisse und begriffliche Differenzierungsfähigkeit selektieren lernen
  • §   wirtschaftliche und ökologische Mythen zu hinterfragen und die Fähigkeit entwickeln aufgrund des Einblicks in größere Zusammenhänge eine eigene Meinung bilden

Lehrstoff

 

IV. Jahrgang (1. und 2. Semester - 2 Wochenstunden):

 

Aspekte der wissenschaftlichen Psychologie kennen lernen

Forschungsmethoden und Teilbereiche

Richtungen und Anwendungsgebiete der Psychologie

Psychologische Phänomene der Wahrnehmung erfassen

Subjektive Wahrnehmungswelten und ihre Einflüsse auf das Zusammenleben

Wahrnehmungsbeeinflussung und Wahrnehmungsveränderung durch Medien

Soziale Phänomene und Kommunikationsstrukturen erfassen

Soziale Strukturen und gruppendynamische Prozesse

Entstehung von Meinungen und Einstellungen, Manipulationsmechanismen

Berücksichtigung kommunikativer Verhaltensweisen in Hinblick auf die Berufswelt

Motive menschlichen Handelns erörtern

Konfliktbewältigung, Umgang mit Frustration

Entstehung und Formen von Aggression und Gewalt

Seelische Gesundheit und deren Beeinträchtigung

 

Philosophische Fragestellungen kennen lernen und beschreiben

Zugänge zum Philosophieren

Verhältnis von Philosophie und Wissenschaft

Ideologie und Ideologiekritik

Grundlagen des philosophischen Argumentierens und Definierens

Ethische Grundpositionen kennen lernen und ethische Fragestellungen analysieren

Grundfragen der Ethik

Problem des Wertbegriffs und Begründung von Normen

Freiheit und Verantwortung

Aktuelle Anwendungsbereiche der Ethik